Konrad-Zuse-Schule


Die Glocke, 25.04.24, Langenberger Senioren nutzen das Mediencafé

Leicht erklärt, schnell gelernt: Für den 14-jährigen Maxim ist der Umgang mit dem Smartphone ein Kinderspiel. Im Mediencafé, einem gemeinsamen Projekt der Konrad-Zuse-Schule und des Langenberger Heimatvereins, gibt er sein Wissen an Monika Schiemann weiter.  Fotos: Inderlied

Langenberg (dali) - Die neuesten digitalen Geräte mit ihren schier unzähligen Möglichkeiten und Einstellungen können gerade für ältere Menschen ein Brief mit sieben Siegeln sein. Wie verschicke ich eine E-Mail? Wieso bekomme ich so viele Nachrichten, die ich gar nicht bekommen möchte, und wie kann ich mit meinen Liebsten mobil in Kontakt bleiben? Fragen über Fragen, die erst einmal beantwortet werden müssen. Hilfe im Digital-Dschungel verspricht das Mediencafé, das Schüler der Konrad-Zuse-Schule in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein Langenberg anbieten. 

Manche Probleme sind schnell gelöst

Einmal im Monat können Senioren von Schülern den Umgang mit den digitalen Geräten erlernen. Wichtig ist dabei der individuelle und persönliche Austausch. „Viele kommen mit Zetteln zu uns, auf denen sie ihre Fragen geschrieben haben“, berichtet Sven Klagges, der an der Schule unter anderem Technik unterrichtet und die AG leitet. Neun Senioren sind an diesem Donnerstagmorgen in das Schulgebäude gekommen, um den Schülern Fragen zu digitalen Geräten zu stellen. Die meisten von ihnen wollen etwas über die Bedienung ihrer Handys wissen, aber auch Laptops und Tablets sind auf den Tischen aufgestellt. Auch Monika Schiemann hält dem 14-jährigen Maxim ihr Mobiltelefon hin. Für die 65-Jährige verschwinden die Meldungen im Status des Chatprogramms WhatsApp zu schnell. „Ich bin da eigentlich ganz gut drin. Aber ich habe kürzlich drei Meldungen auf einmal bekommen. Die waren dann plötzlich alle weg“, klagt die Langenbergerin. 

Gemeinsam suchen sie nun nach einer Lösung und werden tatsächlich fündig. Sie habe keine Kinder, die sie frage könne, erklärt Monika Schiemann. Zum Nachbarn wolle sie auch nicht jedes Mal gehen, wenn sie eine Frage habe. Da habe sie in dieser Zeitung von dem Mediencafé gelesen. „Für mich ist das optimal“, freut sich die 65-Jährige, die gerade vom Sport kommt und dankbar für die Hilfe ist. „Die Jugendlichen kennen sich mit der Technik so gut aus und wachsen damit auf. Aber dafür können wir auch etwas, was wir ihnen beibringen können“, so Monika Schiemann. „Zum Beispiel das Kochen.“ Am Nebentisch geht es derweil um ganz grundsätzliche Dinge. „Wir können außer telefonieren praktisch gar nichts“, gibt ein älterer Mann zu und legt sein Handy auf den Tisch. Neben ihm sitzt seine Frau, die den Erklärungen der Achtklässlerin Lili ebenfalls lauscht. Das Ehepaar möchte eine E-Mail versenden, kommt aber im Menü des Programms nicht weiter. Sorgfältig hat der Senior mit einem speziellen Stift die Empfängeradresse eingegeben – und wundert sich. „Wie schicke ich die jetzt weg?“, fragt er Lili. „Drücken Sie dort mal auf den Pfeil“, lautet deren Antwort. „Jetzt ist sie versendet.“

 

Schülern bereitet Erklärstunde Freude

Die Erklärstunde ist aber nicht nur für die Senioren lehrreich, sondern auch für die Schüler ein tolles Projekt. „Es macht Spaß, den älteren Menschen etwas beizubringen“, sagt Maxim aus der Klasse 8c. Dabei könnten auch die Schüler davon profitieren. „Man lernt auf jeden Fall, gewisse Dinge zu erklären“, ergänzt der 14-Jährige. Dem kann Julian nur zustimmen. „Viele der Gäste kommen mit der neuesten Technik nicht hinterher. Da wir Jüngeren damit aufwachsen, kommen wir sehr gut in Verbindung.“ Zuvor hatte der 14-Jährige der 77-jährigen Ursula Schröder unter anderem den Umgang mit der ARD-Mediathek auf dem Smartphone gezeigt. Auch die Fragen der Seniorin, wie man verschiedene Zeichenstile in WhatsApp einstellen kann, war schnell gelöst. „Ich benutze WhatsApp schon sehr lange“, verrät die Langenbergerin. Täglich schreibe sie mit ihren Kindern und Freundinnen. „Aber es gibt so viele Dinge, die man noch nachfragen kann.“

Volles Klassenzimmer: Das Angebot der Konrad-Zuse-Schule in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein wird immer besser angenommen.

Viele der Gäste seien regelrechte Wiederholungstäter, erklärt Carolin Arend. Die Lehrerin leitet Zuses Bakery – eine Art Back-AG, in der die Mädchen und Jungen allerhand Leckeres aus dem Ofen zaubern. Die Gruppe versorgt auch die Teilnehmer am Mediencafé mit einer Tasse Kaffee und einer Kleinigkeit zum Naschen. An diesem Vormittag gibt es Erdbeeren in einem Glas mit Quark. „Wir wollten auf gar keinen Fall einen Kursus-Charakter“, erläutert AG-Leiter Sven Klagges, warum die Schüler auch für das leibliche Wohl der Senioren verantwortlich zeichnen. „Unser Angebot sollte einen gemütlichen Café-Charakter bekommen.“ Von ihrer Hilfestellung profitieren die jungen Menschen selbst am meisten. Das hat Klagges bereits festgestellt. „Es macht die Schüler richtig stolz. Dass sie anderen eine Freude machen können, bekommen sie auch mit.“ Auch für die Persönlichkeitsentwicklung sei das Angebot ein echter Gewinn. „Am Anfang hatten die Schüler noch Hemmungen und wussten nicht so richtig, wie man etwas erklären soll“, ergänzt Klagges. „Inzwischen rechnen sie aber bereits mit bestimmten Fragen und sind deutlich selbstbewusster.“ Die letzten Termine in diesem Schuljahr finden am 23. Mai und 27. Juni von 11.20 bis 12.20 Uhr in der Konrad-Zuse-Schule statt.

 

Positive Rückmeldungen bestärken das Projekt

Das Mediencafé wird von Schülern der Konrad-Zuse-Schule im Rahmen eines sogenannten Profil-Projekts in Kooperation mit dem Langenberger Heimatverein angeboten. Dabei hat die Bildungseinrichtung eine Stunde pro Woche für eine Schul-AG eingerichtet, die die Jugendlichen frei wählen können. Das Mediencafé läuft unter der Rubrik „Medienscouts“, die sich die digitale Ausstattung der Schule auf die Fahnen geschrieben haben. Wie Sven Klagges, der auch der Digitalisierungsbeauftragte an der „Zuse“ ist, erläutert, bereiten die Mädchen und Jungen unter anderem den Einsatz der Tablets vor, die jedes Kind ab der fünften Klasse bekommt. 

Experte: Mit den Sicherheitsaspekten beim Smartphone kennt sich Maxi aus der Klasse 8a bestens aus.

Wenn nicht gerade das Mediencafé läuft, produzieren die Jugendliche derzeit Erklärvideos für die iPads. Die Kooperation sei für beide Seiten ein Gewinn, ist sich Klagges sicher. „Total technikaffine Jugendliche treffen auf den Heimatverein, der sich gerne auf digitale Angebote einlassen möchte.“ Auch Werner Beine, zweiter Vorsitzender des Heimatvereins, lobt die Zusammenarbeit: „Es kommen nur positive Rückmeldungen.“ Für Jugendliche, die sich an der digitalen Arbeit der Heimatfreunde beteiligen wollen, hat Beine ein Angebot: Wer unter 18 Jahre alt ist, kann dem Verein kostenlos beitreten. Die Beiträge werden übernommen. Interessierte Jugendliche können sich beim Heimatverein melden.

Die Glocke, 25.04.2024



geschrieben von Schäfer am 02.05.2024